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Berlevåg, ein Fischerort am Eismeer

Von Tanabru biegen wir auf den rikksvei 890, der uns über Varangerhalvøya zur Küste und nach Berlevåg führt. Auf der Straßenkarte sind alle Namen auch in samischer Sprache aufgeführt, zum Beispiel Berlevåg, unser Ziel, BEARALVÁHKI. Schon auf dem Weg zur Küste unterbrechen wir mehrmals die Autofahrt, um den Anblick der langgestreckten Berge zu genießen, die im Licht unwirklich und wie weißer Marmor glänzen. Wir werden noch öfter über dieses Phänomen staunen. Die letzten Kilometer an der Küste entlang sind ein Erlebnis für sich. Wir passieren Sandstrände auf der einen und bizarre Felsformationen auf der anderen Seite. Schon von weitem sehen wir Berlevåg an der Küste liegen.

Die Häuschen wirken wie angeklebt, dort am äußersten Rand, direkt an der See. Im Sonnenschein breiten sich rechts und links der Straße Teppiche von ausgeblühtem Silberwurz aus – wie zur Begrüßung. Wir fahren langsam an den Ort heran. Diese Eindrücke wollen wir nicht nur im Tagebuch speichern. Wir passieren die 1975 fertiggestellte Mole, die seitdem den Hafen für die Fischer schützt und der Hurtigrute die Möglichkeit bietet, dort anzulegen und Gäste sowie Güter ohne Bootstransport an Land zu bringen. Riesige Betonklötze mit einem Gewicht von 15–25 Tonnen säumen die Mole. Wer Spaß hat, die vielen Möwen zu fotografieren, hat hier leichtes Spiel.

Wir finden eine ausgezeichnete Übernachtungsmöglichkeit bei BERLEVÅG CAMPING in der Pension bei Dieter und Daniél, einem schweizer Ehepaar, das sich beim ersten Besuch von Berlevåg in diese Gegend verliebt hatte und beschloss, an diesen Ort, scheinbar weit ab der Zivilisation, auszuwandern. Wir fühlen uns sehr wohl bei ihnen und familiär aufgenommen, dürfen wir doch die Küche mit anderen Gästen teilen, uns im Ess- und Auftenthaltsraum selbst verpflegen oder auch mit einem Frühstück verwöhnen lassen. Auch die geliebten Waffeln fehlen nicht am Abend beim gemütlichen Erfahrungsaustausch mit den Wirtsleuten und Gästen.

Die paar Tage Aufenthalt hier genießen wir auf besondere Weise. Das Licht lässt das Fotografenherz höher schlagen. Wir streichen umher, die Kamera immer bereit.

Nicht weit von Berlevåg entfernt liegt Tanahorn, 269 Meter ü. NN, an der Küste. Eine Wanderung dorthin wollen wir auf jeden Fall schaffen, bevor die Reise nach Gamvik weiter geht. Recht schweigsam gehen wir den gut gezeichneten, drei Kilometer langen Weg; erst durch üppige Vegetation, dann über karges, kalkhaltiges Geröll. Hier streckt nur ab und zu eine Zwergbirke ihre zarten Zweige ganz nah am Boden aus.

Schon nach zirka einer Stunde haben wir Tanahorn erreicht. Wir befinden uns jetzt an einer alten Opferstätte der Samen. Sogar ein Gipfelbuch gibt es in einem aufgestellten Briefkasten. Dort findet man jetzt auch unsere Namen. Unser Blick geht in die Runde: Zur linken Hand sehen wir über Tanafjorden nach Gamvik, unser nächstes Ziel. Vor uns erstreckt sich ohne Ende die Barentsee. Zur rechten Hand sehen wir unten den Küstenweg mit einem Blick zurück in Richtung Berlevåg.

Drei schöne Ferientage gehen zu Ende. Wir genießen die 70 Kilometer Rückfahrt nach Tanabru mit vielen Pausen und freuen uns auf ein Wiedersehen in Berlevåg.

 

Autorin: Erika Westerwalbesloh, Düsseldorf, 2002
Mit freundlicher Genehmigung des NORDLAND FORUM

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