Von Sauli bekomme ich für meine Tour ein
Boot. Es ist ein rotbraun gestrichenes Holzboot, sehr gut
gepflegt und ausgestattet mit Ruder und einem
4-PS-Benzinmotor. Ein reiner Benzinmotor sei besser als ein
Motor, der mit Ölgemisch läuft, erklärt er mir. Außerdem
schlucke er viel weniger Kraftstoff.
Das Wetter ist sehr wechselhaft, als ich
in das Holzboot steige und meine Inarifahrt beginnen will.
Bei reichlich Wind und Wellen versuche ich ein Gefühl für die
Steuerung zu bekommen. Immer wieder knallt der Rumpf auf das
Wasser, und die Gischt spritzt mir ins Gesicht. Der Schutzgeist
des Wassers Ahti spielt mal wieder mit der Meerjungfrau
Vellamo.
Keine Fischerhütte
Nach einigen Kilometern taucht langsam die
Chefinsel Ukkonkivi vor mir auf. Doch das Wasser ist zu
unruhig, ich kann nicht anlegen. Gottvater Ukko gewährt mir
heute keine Audienz. So muss ich auf einen Blick von oben
auf den Inari-See verzichten.
Entlang des nördlichen
Ufers halte ich
mich. Den dunkel violetten Sandstrand mit der Fischerhütte Tukha-Sammeli kann ich aber auf meiner Fahrt in Richtung der
Insel Akusaari nirgends entdecken.
Das
lappländische ABC
Da der See
dort einige Untiefen hat, orientiere ich mich genau an den
Seezeichen – Buchstaben auf riesigen Holztafeln.
Gemächlich passiere ich die Lettern C, E und H. Bei J wird
es hektisch, denn eine schwarze Wolkenformation
steuert auf mich zu.
Die
nächste große Insel heißt Viimassaari. Zum Glück finde
ich in der Buchstabensuppe sofort eine Stelle zum Landen. In aller Eile
packe ich das Zelt aus, wickele die restlichen Sachen in
eine Plane, und schon schüttet es nach allen Kräften. Zwar
dauert der Regenguss nur eine halbe Stunde, doch er reicht
aus, um mein Boot halb mit Wasser zu füllen.
Bis zum
69. Breitengrad ist es nur noch eine kurze Fahrt. Auch finde
ich hier eine Bucht mit wild romantischer Landschaft. Doch
an der Landungsstelle ist ein großes Haus, wo ein paar
Männer herum laufen. Ich lege an und versuche ihnen, meine
Absicht zu erklären – den großen gut sichtbaren Felsen
zu finden. Doch die Leute sprechen nur finnisch und scheinen
sich über Besuch nicht so zu freuen. Also muss ich
unverrichteter Dinge wieder ablegen, aber nicht ohne vom Boot
aus das Ufer nach diesem markanten Biging-Stein abzusuchen.
Doch die Bäume sind viel zu groß, viel
zu dicht, ich kann nichts entdecken. Im Gegensatz zu den
kargen Baumwuchs auf den Fotos im Biging-Buch, stehe ich
hier einem mittlerweile dicht bewachsenen Urwald gegenüber.
Flaches Wasser
Wieder passiere ich das J und steuere auf
das K zu. Jetzt wird es spannend, denn meine Karte weist
eine enge Fahrrinne mit vielen Untiefen auf. Etwas Übung
sollte man bei diesem Navigieren durch die Seezeichen haben,
und die fehlt mir. Trotz des geringen Tiefganges meines
Bootes haut plötzlich die Schiffsschraube auf felsigem
Grund. Glück gehabt, es ist nichts passiert! Ich wische mir den Schweiß von der
Stirn. Wegen der rasanten Wolkenwechsel verlasse ich die
Buchstaben-Fahrtroute, die über größere freie
Wasserflächen führt. Die Nähe zum Ufer erscheint mir
sicherer.
Ein großer Fehler! Die nächste schwarze
Wolkenwand schiebt sich in meine Richtung. Eilig steuere ich zum
Ufer der Halbinsel Muurahaisniemi. Voller Schrecken muss ich
aber erkennen, dass die Wassertiefe hier sehr gering ist. Ich
kippe den Motor nach oben und versuche das Ufer mit
Muskelkraft und Ruder zu erreichen. Mittlerweile fängt es
an zu schütten. Endlich erreiche ich den Sandstrand.
Doch da der nächste Schreck: Es ist kein festes Land,
sondern eine matschige Sandaufschwemmung. Ein Zelt mitten im
Sumpf aufzubauen, ist eine ziemlich aussichtslose Sache,
denke ich, während sich die Tropfen in meinen Kragen
ergießen.
Zum Glück kann ich im Regen einen kleinen
Hügel in der Nähe ausmachen. Doch vorher muss das Boot aus
dem Wasser in den Matsch geschoben werden, da keine
Möglichkeit in der Nähe ist, es festzubinden. Was für eine
Plackerei im Regen. Zwei Mal wate ich durch Regen und Sumpf,
bis ich meine Sachen auf dem Hügel habe. Schnell steht das Zelt, und nass krieche ich hinein. Die
pechschwarzen Wolken versprechen kein baldiges Ende der
Wasserfluten. Der Regen wird undurchdringlich wie eine
Mauer. Ich werde fast taub von dem Trommeln der Regentropfen
auf meiner Zeltplane. Ukko Donnergott tobt ganz schön!
Sand, Sumpf und Ameisen
Während es schüttet, orientiere ich mich
auf der Landkarte. Die Linientypen weisen große Teile der
Halbinsel als „schwerbegehbares und unpassierbares
Moor“ aus. Nur da, wo ich jetzt sitze, ist klitzeklein
eine freie Fläche zu erkennen. Wieder Glück gehabt.
Weil es weiter
heftigst regnet,
beschließe ich, die Nacht hier zu verbringen. Morgen will
ich weiter nach Akusaari!
Die wärmende
Sonne weckt mich auf. Was heißt eigentlich Muurahaisniemi? In meinem kleinen Langenscheidt finde ich
die Antwort: Muurahai-nen bedeutet Ameisen,
also Ameisen-Halbinsel (-niemi = Halbinsel). Und
wirklich, ich sitze mitten auf einem riesigen Ameisenhaufen!
Aber ich habe schon wieder Glück, die Krabbeltiere sind nett
und lassen mich in Ruhe. Ein weiterer Blick aus dem Zelt,
das Boot ist noch da.
Meine nassen
Sachen lege ich zum Trocknen auf die Flechte. Die Ameisen
krabbeln unbeirrt über den Boden. Ich wate zum Boot, um es
näher an meinen Zeltplatz heranzuholen. Diesmal ist es fast
bis zum Rand mit Regenwasser voll gelaufen.
Nach der Schufterei stürze ich mich in
das erfrischende Inariwasser. Hier ist es fast wie an einem
Mittelmeerstrand, überall feiner Sand. Am Ufer und in den
Moorflächen liegen viele umgestürzte Bäume, die
irgendwann den starken Winden nachgeben mussten. Zwar habe
ich noch diverse Auseinandersetzungen mit beißenden
Bremsen, doch jetzt fühle ich mich fit für die Weiterfahrt.
Die Lapinkota auf Akusaari
Die Insel Akusaari liegt vor mir, das
Wetter ist herrlich. Ich schalte den Motor aus und rudere
die Insel entlang. Und wirklich, ich traue meinen Augen
nicht, am Ufer steht die von Biging beschriebene Lapinkota.
Allerdings stehen daneben mehrere neue Blockhäuser,
komfortabel ausgestattet mit Solarzellen auf den Dächern.
Kein Mensch ist zu sehen, also gehe ich an
Land. Ehrfürchtig stehe ich vor der Lapinkota, die sogar
mit der im Buch abgebildeten eine gewisse Ähnlichkeit
aufweist. Ich bin mir sicher, dass ist die Kota aus dem
Biging-Buch. Vielleicht haben die Finnen auch einen Gott der
Vergangenheit.
Die Neugier siegt, und ich
mache etwas, was ich sonst nie machen würde: Ich öffne die
nicht verriegelte Tür der kleinen Lehmhütte. Und meine
Illusion stürzt zusammen wie ein Kartenhaus. Die Hütte ist
leer, die Wände sind aus rechteckigen Betonsteinen. Darauf
ist von außen frisches Moos gelegt, wiederum gestützt von
kleineren Birkenholzstämmen, die garantiert keine 75 Jahre
alt sind. Das ist nicht die Bigingsche Hütte.
Trotzdem ist
es interessant, dass jemand hier eine Lapinkota
gebaut hat - vielleicht sogar in Gedenken an jene Samen, die
in den zwanziger Jahren auf Akusaari lebten, und die Biging
getroffen hatte.
Sprachloses Treffen
Mein Bootsmotor springt nicht
mehr an.
Ausgerechnet da passiert ein kleines Boot, in dem ein altes
Paar sitzt. Einige Zeit brauche ich zum
Verarbeiten dieser Szene, zum Vergleichen der Bilder in
meinem Kopf mit Szenen aus einem tollen Film über
den Inari-See. Das Paar im Boot müssen Maria und Karl Heinz
Kramberg sein. Ihre Lapplandfilme „Das andere
Licht“, „Lieber in Lappland“ und die „Verlobten vom Tränensee“ aus den siebziger und
neunziger Jahren sind bei vielen Inari-Reisenden gut
bekannt und werden häufiger in den Dritten Programmen und
den Kultursendern wiederholt. Sie bewohnen in der Nähe auf
dem Inari-See ein Blockhaus und kommen oft im Jahr für
längere Zeit her.
Und mein Motor streikt!
Welcher Gott, Gnom oder Kobold spukt denn ausgerechnet jetzt
in den Zylindern?
Bevor ich die Menschen im vorbei fahrenden
Boot richtig einordnen kann, sind sie auch schon außer
Rufweite. Das war mein Zusammentreffen mit den um die
achtzig (!)
Jahre alten Krambergs - die Kinder waren, als Curt Biging den
Inari-See befuhr.
Regenfluch(t)
Der Motor läuft immer noch nicht, und
eine neue schwarze Wolkenwand schiebt sich wieder über den
See. Eine kleine Bucht auf Akusaari kann ich mit Holzrudern
und Muskelkraft schnell
erreichen. Doch der Boden ist mit großen Moos bedeckten
Steinen übersät: keine Möglichkeit zum Zeltaufbau. Allerdings
habe ich wieder Glück. Die Regenwand biegt vorher in eine
andere Richtung ab und verschont mich diesmal.
In einer anderen Bucht auf Akusaari
beschließe ich, die Nacht zu verbringen. Auch hier ist der
Boden steinig und sumpfig. Bequem wird diese Nacht nicht.
Ich versuche mich im Fluchen, wie es die alten Finnen in
Bigings Buch in absoluter Perfektion können. Aber der
Himmel ist eigentlich zu schön, um zu fluchen. Fast um Mitternacht
verschwindet jetzt Ende Juli die Sonne unter dem Horizont.
Das spiegelglatte Wasser reflektiert scharf die roten
Wolken. Geist Ahti und Jungfrau Vellamo scheinen zu schlafen.
Schlechtes Wetter
Rote Wolken am Abendhimmel aber verheißen
nichts gutes, habe ich mal irgendwo gelesen. Nachts werde
ich von schlagenden Geräuschen wach. Mein Boot wird vom
unruhigen See gegen die Ufersteine geworfen. Um mich herum
ist dichter Nebel, und es ist lausig kalt. Hoffentlich nur
ein kurzes Intermezzo, denke ich, fluche, sichere das Boot und
versuche wieder einzuschlafen, was mir nur schlecht gelingt.
Am nächsten Morgen verzichte ich auf eine
Weiterfahrt gen Nordosten. Der See ist grau. Der Himmel ist
grau. Es regnet. Nur mit Sandalen und ohne Strümpfe sitze
ich fluchend in dem mit kalten Wasser halb überfluteten Boot. Meine
Wanderstiefel sind völlig durchnässt und eignen sich
momentan nicht mehr zum Tragen. Dafür läuft der Bootsmotor
heute
anstandslos. Ohne Fehl und Tadel passiere ich diesmal die
kritischen Buchstaben L, K, und J. Anscheinend bin ich der
einzige bei dem Wetter auf dem See.
Nach
stundenlanger feucht grauer Südwestfahrt erreiche ich
schließlich eine
kleine Insel mit guter Zelt- und Feuermöglichkeit; hier
konnte ich schon mal vor einigen Jahren Station machen.
Außerdem ist die Insel Suovasaaret in der Nähe, dort ist
eine autiotupa – eine Schutzhütte, falls das Wetter
schlimmer werden sollte.
Kaum aber lege ich an der Insel an, wird
das Wetter besser, die Sonne scheint. Das Fluchen scheint zu
wirken! Meine Sachen breite
ich zum Trocknen in der Sonne aus und genieße am Ufer bei einem Feuer
Tee und Tütennahrung. Endlich Erholung!
Eine herrliche
und überschaubare Insel! Hier möchte ich mir
etwas Entspannung gönnen und plane, die nächsten Tage zu
bleiben. Dann will ich weiter zu der großen Insel Hoikka
Petäjäsaari, einer weiteren Station in Bigings
Reisebericht.
Die Vögel
zwitschern, das Wasser plätschert, der Wind rauscht. Natur
pur. Aber dazwischen mischt sich ziemlich oft das Brummen
von Reijo Raumala. Reijo
Raumala ist kein Gott, aber trotzdem ein Herrscher - der
Herrscher der Lüfte über dem Inari-See. Mit
seinem blauweißen Wasserflugzeug knattert er mal wieder
über den See. Seit Anfang der siebziger Jahre fliegt er
Touristen über den Inari-See. Diesen Sommer schafft er
seinen 30.000sten Flug! Aber er fliegt nicht mehr lange für
andere, denn seine Fluglizenz läuft aus. Er wird langsam zu
alt.
Wettervorhersage
Am Nachmittag frage ich bei Sauli per SMS
nach dem Wetter für die nächsten Tage. Die
Antwort kommt prompt: „According the weather
forecast the next days should be 19-23 C, wind from west and
sunny. Some showers might occure.“
Kurze Regenschauer - Some showers might
occure, das schrieb ja Sauli - unterbrechen ab und zu
das schöne Wetter. Am Horizont kriechen Raupen gleich
schwere Wolken, aus denen fein und schwarz der Regen wie an
Schnüren niedergeht.
Bei meiner
Inselerkundung stelle ich fest, dass sich seit meinem ersten
Aufenthalt nichts verändert hat: Die Steine am Lagerfeuer
liegen immer noch so, wie ich sie vor sieben Jahren hin geschoben hatte. Unter einem Stein
finde ich auch eine –
nicht von mir - deponierte Gaskartusche, wieder.
Es folgt eine ruhige Nacht, ich freue mich
auf den nächsten Urlaubstag. Doch was verrät mir am Morgen
mein kleines Barometer? Der Luftdruck fällt ohne Ende und
immer schneller. Die Windrichtung wechselt plötzlich, jetzt
bläst er genau auf die Längsseite meines Zeltes. Unruhig blicke ich auf den schon leicht
brodelnden See. Zum Zeltabbau und zur Weiterfahrt nach Suovasaaret zur Hütte reicht es nicht mehr. Auch kann ich
das Zelt auf dem steinigen Untergrund nicht neu ausrichten.
Unwetter
Das Wasser wird immer wilder und der Wind
heftiger. Der Inari kocht. Ich kann mich nicht mehr auf den
Beinen halten und verkrieche mich ins Zelt. Hat Ukko
Donnergott mal wieder heftigen Ärger mit seiner Frau Rauni?
Dann
setzt der Regen ein. Wie eine weiße Dampfwalze rollt die Gischt über den See und schüttet sich bei stärkstem Wind
auf mein Zelt. Some showers might occure, echot es
durch meinen Kopf. Nicht nur das Regenwasser prasselt gegen
die Längsseite, sondern auch das aufgepeitschte Seewasser
wird zusätzlich von dem Sturm über die Insel gefegt und
drückt sich gegen die Lüftungsschlitze. Zu meinem
Entsetzen regnet es im Zelt! Vor Schreck vergesse ich das
Fluchen.
Die Isomatte schwimmt schon. Im nassesten
Sturm muss ich raus, um mit einer Folie die Zeltseite dicht zu
machen. Bei dem Wind keine leichte Aufgabe. Auch muss ich
das Zelt von außen an den Stangen festhalten, damit es
nicht wegknickt! Die Zeltstangen geben gefährlich nach. Auf
die Spannleinen rolle ich dicke Steine, weil die Heringe in
dem nassen Boden nicht mehr fassen. Da sind die zottigen
Gnome, die hier unter der Erde leben, über meinen Besuch aber ganz schön
sauer, dass sie meiner Behausung keinen Halt mehr geben
wollen. Jetzt fluche ich, so laut ich kann. Es hört mich
sowieso keiner...
So vergehen mehrere Stunden, bis der Sturm
endlich etwas nachlässt und ich wieder ins Zelt zurück
kriechen kann. Ich bin völlig fertig, durchnässt und heiser. Im
Zelt sieht es nicht viel anders aus. Endlich am Nachmittag beruhigt
sich langsam das Wetter. Der schlimmste Sturm ist vorbei.
Wieder
Flucht
Das Wetter am nächsten Morgen ist
immer noch schlecht. Dennoch riskiere ich die kurze
Bootspassage zur Hütte nach Suovasaaret und flüchte ich in
meinen völlig nassen Sachen. Das Zelt lasse ich stehen. Ziemlich
kühl ist es geworden. Dabei ziehen schwarzgraue Regenwolken über den
Himmel. Auf Suovasaaret habe ich Glück, denn die Schutzhütte
ist frei.
Am Nachmittag kommt
endlich wieder die Sonne
zum Vorschein. So kann ich meine feuchten Sachen trocknen, wage es sogar, meine
Hängematte zwischen zwei Birken zu spannen. Über
Mobiltelefon informiere ich Sauli über meinen neuen
Standort. Spontan lädt er mich zu einer Bootstour abends
ein. Das Ziel sei eine Höhle auf der Insel Korkia Maura, wo echtes Eis von der letzten Eiszeit sein soll!
Spuren der Eiszeit
Später am Abend taucht Sauli mit seiner
kleinen „Mücke“, seinem schnellen Sportboot auf. Mit dabei sind noch einige
Freunde von ihm. Der Schiffsrumpf der „Mücke“ ist
aus einem Polyesterguss, hinten dran hängt ein
50-PS-Motor. Gott Ilmarinen schenkt uns allerbestes Wetter: Der
See ist glatt, der Himmel blau, und wir hüpfen rasend
schnell über das Wasser in Richtung Eiszeit.
Auf Korkia
Maura müssen wir eine
kleine Wanderung machen, bis wir vor einer riesigen
Steinhalde stehen. Diese gigantischen Findlinge liegen hier
zu einem überdimensionalen Haufen zusammen geschoben, überall sind Spalten und Höhlen.
An einer markierten Stelle müssen wir klettern und kommen
so in das Innere des Steinlabyrinths. Zum Glück erleichtern
Holztreppen die Kletterei. Sauli hat eine große
Taschenlampe mit dabei.
Nach kurzer Zeit erreichen wir einen
Höhlenraum,
und wirklich - der Boden besteht aus Eis, aus wohl über
12.000 Jahre altem Eis! Die Fläche ist nicht besonders
groß, vielleicht einige Dutzend Quadratmeter, aber das
Gefühl auf Eis der letzten Eiszeit zu stehen, ist für mich
etwas besonderes. Die Dicke des Eises soll ungefähr 15
Meter betragen. Früher diente
diese Eishöhle den
Seesamen als Kühlschrank für ihr erlegtes Wild, heute
trinken hier Touristen eisgekühltes Lapin Kulta, wenn sie
welches mit dabei haben. Auch die anderen sind beeindruckt.
Nach einiger Zeit wird es uns eiskalt, und wir klettern
durch die Spalten zurück. Ob Biging von dieser Eishöhle
wusste?
Mondkartoffel
Währenddessen ist der
Mond aufgegangen und hängt wie eine riesige zerfurchte
Kartoffel dreiviertel voll über dem Horizont. So habe ich
den Mond noch nicht gesehen. Sauli wundert sich ein wenig
über meine Begeisterung. Über den abendlichen See flitzen
wir langsam zurück. Aber auch Biging ist von dem Mond über
Lappland beeindruckt:
„Einen Augenblick taucht im
Südosten einen riesengroßer gelber Mond aus den Wolken, baut
seine silberne Strahlenbrücke und verschwindet wieder.“
(S. 153)